Gründung
Es war um den 1. Mai 1939, als die leitende Person der Käsereigenossenschaft Röthenbach zu mir ins Haus trat, und das war Friedrich Riedwil, Grabenmatt. Es handelte sich um eine kommende Feier der Käsereigenossenschaft, welche am 15. Mai stattfinden sollte und zur Hauptsache dem Käser Friedrich Leuenberger gewidmet war, der nach 20 Jähriger Tätigkeit mit Fleiss und sicherer Hand die Genossenschaft auf blühende Zweige gebracht hatte und nun von hier Abschied nehmen wollte. Finanziert wurde diese Feier vom Käsehändler Herrn Bühlmann aus Grosshöchstetten, dem in den obgenannten 20Jahren die wunderbaren Emmenthaler aus Röthenbach immer nach Grosshöchstetten rollten. Arrangiert wurde diese Feier vom Präsidenten Friedrich Riedwil. Letzterer übertrug mir an diesem Abend das Jauchzen u. Singen. Das war für mich eine Freude, jedoch für so kurze Zeit etwas viel verlangt, aber ich sagte zu und ergriff mutig das Nötigste. Ich arrangierte diese Sängerei nach meinem Gutfinden, denn schon Jahre vorher dachte ich an die Gründung einer Jodlergruppe und nun war der Moment da. Dazu brauchte es voraussichtlich zwei erste Stimmen, zwei zweite Stimmen, zwei Tenöre, zwei Bässe, u. 1 Jodler. Aber damit dieser junge Baum richtige Wurzeln fassen konnte, dachte ich mir dazu Leute, die stets alle da sind für einen u. einer für alle. Unparteiisch, unpolitisch, zuverlässig u. kameradschaftlich, damit Einigkeit herrsche viele Jahre hin. Am 3. Mai abends war die Sache in Ordnung und wir konnten die erste Übung abhalten. Nach zwei Wochen angestrengtem Übens kam der 15. Mai und unser erstes öffentliches Auftreten wurde von allen Seiten sehr geschätzt. So entstand unsere Jodlergruppe Röthenbach. Eine höhere Macht möge diesem neu erstandenen Jodlerklub weg weisen, damit er bestehe in guten und schweren Zeiten, denn das Singen ist etwas bodenständiges, eine Gabe Gottes, und wo gesungen wird da lasst Euch ruhig nieder, denn böse Menschen haben keine Lieder.
Röthenbach i. E. im Juni 1939 Walter Stucki.
Im laufe dieses Jahres wurde von unserer Gruppe stramm geübt und etliche Lieder gelernt, so dass wir uns auf Spaziergängen an Sonntagvormittagen oder sonst wo hören lassen durften.
Es nahte bald der erste September, da riss plötzlich der Krieg eine Lücke ins Jahr, so dass für eine Zeit lang die Übungen ausgeschaltet wurden, weil einige von uns an die Grenze
mussten.
Später, als die grösste Gefahr für unser Land vorbei war, achteten wir nicht mehr auf den auswärtigen Lärm ringsum, und es musste wieder gesungen werden, trotz schwerer Zeit und doppelter
Arbeit.
Kasse führten wir keine, alles wurde aus dem eigenen Sack bezahlt und so hatten wir zum Jahresschluss kein Vermögen aber auch keine Schulden zu buchen.
Röthenbach i. E. den 31. Dez. 1939 Walter Stucki.
Es geschah nichts Wichtiges anfangs diese Jahres, da wir mit heimeligem Zusammenklang begrüssten, doch trachteten wir danach, auf eine Art Geld herzuschaffen. Es wurde Woche für Woche streng
geübt und gelernt und am 6. April veranstalteten wir eine Familienabend, der mir gutem Anklang verlief.
Mitwirkend war Herr K. Uetz, Lehrer aus Trub, der Heimelige Erzählungen vorschwatzte. Plötzlich hatten wir eine Kasse mit einem Inhalt, der uns für den Anfang zufrieden stellte und wir mussten
nun nicht mehr alles aus dem eigenen Sack bezahlen. Der Sommer verlief mit einigen Ausflügen da oder dorthin ohne bemerkenswerte Dinge. Im September gründeten wir erstmals einen Vorstand für zwei
Jahre, also bis Ende 1942.
Präsident: | Walter Stucki |
Vizepräsident: | Ernst Stettler |
Sekretär: | Ernst Stucki |
Kassier: | Hans Schenk |
Dirigent: | Walter Stucki |
Zu unserem Bedauern zog Werner Berger in der Riedmatt von hier weg und die zweite Stimme erlitt für eine Zeitlang eine bemerkenswerte Lücke, die aber später durch Walter Lüthi von der Schindellegi ersetzt wurde.
Kassebestand auf Jahresende Fr. 49.70
Röthenbach den 31.Dez. 1940 Walter Stucki